TCR®-Pflanzenkohle – ein Produkt für die Zukunft?

Viertes Reallabor InterPyro

Nein! Es muss heißen »ein Produkt für heute«! Die Herstellung und die Anwendung von Pflanzenkohle insbesondere für die Bodenverbesserung ist eine hoch innovative Form, um Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften in Einklang zu bringen. Das zeigte auch das bereits zum  vierten mal stattfindende Reallabor des Projektes InterPyro am 15.03.2023 im Rathaus Wolmirstedt. Eng verbunden mit der zentralen Fragestellung, wie sich aus der Nutzbarmachung einer neuen Technologie zur Herstellung von Pflanzenkohle aus regional verfügbaren Biomassereststoffen eine nachhaltige, zukunftsweisende Kreislaufwirtschaft ausbauen lässt, waren Experten und Expertinnen sowie Interessierte rund um das Thema Pflanzenkohle eingeladen.

Nach einer Begrüßung des stellv. Bürgermeisters Marko Kohlrausch (Stadt Wolmirstedt) konnte im Rahmen der Veranstaltung vertiefend auf den aktuellen Stand des Herstellungsprozesses von Pflanzenkohle eingegangen werden. Andreas Apfelbacher (Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT) verdeutlichte den hohen Reifegrad des Thermokatalytischen Reformings (TCR®). Das innovative Verfahren erzeugt besonders hochwertige und dauerhaft bestehende Pflanzenkohle, die mit ihren bodenverbessernden und feuchtigkeitsspeichernden Eigenschaften hervorragend für die Nutzung in der Landwirtschaft geeignet ist. Die im Herstellungsprozess entstehenden Öle und Gase sind keineswegs unwichtige Nebenprodukte, sondern können energetisch genutzt werden: Ein Teil davon befeuert die Pyrolyse-Anlage selbst, ein anderer kann für die Erzeugung von klimaneutralem Strom und Wärme sowie zur Treibstoffproduktion genutzt werden. Auf diese Weise lassen sich je nach Rahmenbedingungen bei der Herstellung von Pflanzenkohle im industriellen und landwirtschaftlichen Bereich durchaus Wirtschaftlichkeitsszenarien aufbauen. Zumal es in Deutschland mit der Nationalen Klimaschutzinitiative attraktive Fördermöglichkeiten gibt.

In einem weiteren Beitrag konnte Philipp Vögelin (IWB Industrielle Werke Basel) in seinem Praxiseinblick gut aufzeigen, wie die Industriellen Werke Basel im Rahmen des Pyrolyseverfahrens Pflanzenkohle selbst herstellen, sogar in der Schweiz vertreiben und außerdem die Nebenprodukte zur Energieerzeugung nutzen.

Prof. Carsten Cuhls (HS Magdeburg-Stendal) konnte ebenfalls aufzeigen, dass sich die Kreislaufwirtschaft intensiv mit den Anforderungen zur Erreichung der Klimaziele befasst. Dazu gehört zum Beispiel die Verwertung von Kohlenstoffdioxid (CO2), welches zum einen bei industriellen Prozessen sowie Verwertungsprozessen freigesetzt wird und zum anderen aber auch als Rohstoff für die Produktion von Chemikalien, Kunst- und Kraftstoffen benötigt wird.Dafür sind wirtschaftliche Verfahren notwendig, mit denen das CO2 z.B. aus Abgasen abgetrennt und als neues Ausgangsprodukt genutzt werden kann.

Zusammen mit allen Teilnehmern erfolgte während des Reallabors in einer World-Café-Runde ein reger Austausch zu den Perspektiven der Herstellung und Anwendung von Pflanzenkohle. Dabei wurden Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken aus den verschiedenen Blickwinkeln der Akteure betrachtet. In dieser SWOT-Analyse zeichnete sich das große Potenzial von Pflanzenkohle ab, wenngleich noch viele Fragen und Unklarheiten aufgrund der höheren Komplexität der Prozesse sowie der noch unzureichenden Erfahrungen in diesen Bereichen vorliegen. Mit unserem Projektvorhaben möchten wir genau diese Lücke schließen und weiterhin Aufklärungsarbeit leisten. Einen umfangreichen Überblick erhalten alle Interessierten über unser aktuelles Wissenswiki.

InterPyro ist eines von 7 Modellprojekten, die zur Förderung über das wettbewerbliche Förderprogramm „REGION.innovativ – Kreislaufwirtschaft“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ausgewählt wurden.