Ausgangssituation
Die Bauwirtschaft steht vor einem doppelten Wandel: Einerseits erzwingen Klimaziele, Kreislaufwirtschaft und neue Berichtspflichten (u. a. CSRD/ESRS) mehr Transparenz, Ressourceneffizienz und Datenqualität entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Andererseits erschweren Fachkräftemangel, knappe Budgets und eine heterogene Betriebsrealität – insbesondere in KMU – die eigenständige Umsetzung. Traditionelle Bauweisen, fehlende oder verstreute Prozess- und Qualitätsdaten sowie Insellösungen in der IT und im Maschinenpark verhindern, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung ihr volles Potenzial entfalten können. Genau hier setzt das Innovationsnetzwerk ReefBa an: Unter dem Netzwerkmanagement der RKW Sachsen-Anhalt GmbH bündeln regionale Bauunternehmen, Digitalisierungspartner und Forschungseinrichtungen ihre Stärken, um nachhaltige Werkstoffe wie Geopolymere, Holz, Lehm und Recycling-Schüttgüter zu entwickeln, Industriegips zu substituieren und diese Innovationen mithilfe digitaler Methoden – von BIM über Sensorik bis Simulation – schnell und praxistauglich in Bauprozesse zu überführen. Das Netzwerk wird als ZIM-Innovationsnetzwerk aufgebaut und gefördert. Dadurch entstehen strukturierte Rahmenbedingungen für Forschung, Qualifizierung und die Vorbereitung konkreter FuE-Projekte.
Ziel
Das Ziel von ReefBa besteht darin, ressourceneffiziente und kreislauffähige Baumaterialien und Bausysteme zu entwickeln und in marktfähige Anwendungen zu überführen, die eine messbare CO₂-Reduktion und eine hohe Recyclingfähigkeit aufweisen. Dazu zählen geopolymerbasierte Wandsysteme als nachhaltige Alternative zu EPS- und zementbasierten Lösungen sowie die intelligente Nutzung von Sekundärrohstoffen aus Sanierung und Abbruch. Gleichzeitig werden die digitalen Kompetenzen der beteiligten KMU gezielt ausgebaut. Digitale Gebäudemodelle (BIM), sensorbasierte Datenerfassung, Monitoring und Simulation schaffen durchgängige Transparenz über Material-, Prozess- und Qualitätsdaten. So werden Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge sichtbar, Qualitätsstandards abgesichert und Entscheidungen datenbasiert getroffen. Durch gemeinsame, geförderte FuE-Projekte steigert das Netzwerk die Innovationsgeschwindigkeit, reduziert Einzelrisiken und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Partner. Das Ziel besteht darin, nachhaltige Lösungen zum Standard im Industrie- und Wohnungsbau zu etablieren. Die Förderung im Rahmen des ZIM-Programms unterstützt diesen Weg finanziell und organisatorisch und erleichtert die Vorbereitung von Einzel- und Kooperationsprojekten.
Vorgehen
Das Netzwerk wird schrittweise aufgebaut und professionell gemanagt: Die RKW Sachsen-Anhalt GmbH koordiniert Partner, Strukturen, Kommunikation und Rechtsrahmen, führt Stärken-Schwächen-Analysen durch, hebt Synergien und integriert bei Bedarf zusätzliche Kompetenzen. Inhaltlich konzentriert sich ReefBa auf drei FuE-Pfade:
- Die Entwicklung geopolymerbasierter Wandsysteme mit deutlich verbesserten Nachhaltigkeitskennzahlen
- Die nachhaltige Nutzung und Substitution von Materialien aus Sanierung und Abbruch – insbesondere Gips, Holz und Schüttgüter – mit Fokus auf regionale Verfügbarkeit, Umweltwirkung und Kreislaufführung
- Der Aufbau eines datengetriebenen Monitorings und eines Simulationsmodells, das optimale Prozesseigenschaften identifiziert, Abweichungen früh erkennt und Qualitätsstandards absichert
In der Umsetzung kommen 3D-Scanning, BIM, IoT-Sensorik und KI-gestützte Analysen zum Einsatz; die so entstehenden digitalen Zwillinge ermöglichen vorausschauende Instandhaltung, effiziente Steuerung und lückenlose Dokumentation. Flankierend qualifiziert das Netzwerk Mitarbeitende, testet Demonstratoren in der Praxis, bereitet Zertifizierungen und Schutzrechte vor und sorgt über Messen, Publikationen und eine mehrsprachige Wissensbasis für Sichtbarkeit und Transfer. Meilensteine und KPIs sichern Fortschritt und Ergebnisqualität – mit dem Ziel, die Kooperation über den Förderzeitraum hinaus zu verstetigen und integrierte Produkte und Dienstleistungen am Markt zu etablieren.
Netzwerkpartner
Das Innovationsnetzwerk ReefBa wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) gefördert und vereint verschiedene Partner aus der Baubranche und Forschung.
Die Netzwerkpartner aus dem Baugewerbe umfassen das Abbundzentrum Halberstadt mit Marco Garke, die ASTKA Bauunternehmen GmbH aus Kalbe/Milde vertreten durch Frank Wilke und Jannis Wilke, das Bauunternehmen Müller GmbH & Co. Projektierung und Bauausführung KG aus Genthin mit Robert Müller sowie e5Architekten aus Halle/Saale mit Sebastian Thomasch. Weitere Unternehmen aus der Baubranche sind die Febro Massivhaus GmbH aus Schönebeck, vertreten durch Felix Bromann und Philipp Hildebrandt, die Lieberam Trockenbau GmbH aus Halle/Saale mit Dirk Lieberam sowie die Scanner2Go GmbH aus Domersleben mit Eike und Isabel Thiele.
Im Bereich der Forschungseinrichtungen sind die Hochschule Nordhausen mit Prof. Robert Wudtke, Katrin Schmidt und Julia Klausing sowie die Technische Universität Bergakademie Freiberg mit Dr. Michael Kraft als und Dr. Peter Fröhlich beteiligt.
Das Netzwerkmanagement wird durch die RKW Sachsen-Anhalt GmbH durch Janina Kluge und René Sieburg als Netzwerkmanager gelenkt.
Die Kompetenzen der Netzwerkpartner decken ein breites Spektrum ab, darunter Architektur und Projektierung, verschiedene Baubereiche wie Rohbau, Putz- und Trockenbauarbeiten, Sanierung, Hoch- und Fassadenbau, Straßen- und Erdbau sowie Abbrucharbeiten. Hinzu kommen Spezialkompetenzen im Holzbau, 3D-Aufmaßplanung und virtueller 3D-Modellerstellung. Die Forschungspartner bringen Expertise in den Bereichen Materialrecycling, Prozessautomatisierung, Analyse von Maschinen- und Prozessdaten, Entwicklung betrieblicher IT-Infrastruktur, Softwareentwicklung sowie Prozesssimulation und -monitoring ein.
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